Ob "Schnucki, fahr'ma nach Kentucky", "Die
Schönheitskönigin von Schneizelreuth" oder "Die oide Dampf-Tschtsch-Dampf-Eisenbahn",
ob Hot Dogs, Spider Murphy Gang oder EAV: Die ersten Lieblingsplatten hiesiger
Bürger tönten keineswegs auf englisch - auch wenn viele Menschen als
Erst-Eindrücke Beatles, Sex Pistols oder gleich Tom Waits nennen - sondern im
einigermaßen heimischen Dialekt. Hier eine Auswahl glorreicher Münchner
Schallplatten, die man schon in früher Kindheit genießen kann und womöglich
auch genossen haben sollte.
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Kanalstraße, vormalige Schreinerei Nadler
"Schau, wie die Seife gut riecht!"
"Da kann ich schauen so viel ich will:
Die Seife stinkt!"
Fern aller Käseglocken-Pädagogik thront das Meisterwerk bayerischer
Kinder-Literatur Meister Eder und sein
Pumuckl. "Der wahre Pumuckl ist ja das Hörspiel." sagt die Schriftstellerin
Ellis Kaut, besser nämlich als die zeigefingernden Bücher oder die hektischen
Filme, wo sich der gute Gustl Bayrhammer überwiegend mit seiner Schulter
unterhalten muss. Und die Hörspiele möglichst mit Old-School-Eder Alfred Pongratz.
"I brauch jetzt an Schnaps!" - der Eder schnapselt, raucht, flucht, der Kobold
lärmt, quengelt und reimt - alles in Living Stereo. "Als Scherben im Kübel
sind Zwerge nicht übel" Und am Ende raufen sie sich zusammen, trotz penetranter
Hausmeisterinnen, schwäbischer Kunden und vieler Missverständnisse. Und trotz "Der
verdrehte Tag", trotz eines Zeitpapageis und einer Hallo-Dame, trotz "Ameisen
quietschen im Abendlicht" und anderer Höhepunkte, sei hier als Prachtexemplar "Pumuckl
und der Schmutz" genannt, wegen seiner exzessiven und sogar rührenden
Badeschlacht am Schluss. In der Bayrhammer-Fassung, die sich im Besitz meiner
Nichte Marie befindet, ist das Gefecht übrigens nicht halb so furios. Die
Rückseite bietet vollendete Kobolds-Lyrik: "Stinketier und Beinumschmeichler,
Meister-Eder-Lieblingsstreichler, magst Du noch soviel miauen, ich werd Dich
zum Haus raushauen!"
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