Die Tierspürnasen

 

 

 

 

 

 

A.S.L.E. - dahinter verbergen sich Anna, Sofie, Louis und Emmeline. Gemeinsam sind sie die Tierspürnasen, eine von zwei neuen Hörspielreihen, die seit dem 1. Dezember 2005 auf MC und CD im Hamburger Software-Verlag dtp erscheinen. Während sich auf dem "Reiterhof Seekoppel" alles um das Mädchentrio Lena, Kim, Franzi und ihre vierbeinigen Lieblinge dreht, lösen die Mitglieder der Tierspürnasen mit Hilfe von Hund Mewes sowie Kater Dexter knifflige Krimifälle.

Bereits in der ersten Folge herrscht großer "Samtpfotenalarm" im sogenannten "Vogelviertel", das man sich am Rande einer großen Stadt in Deutschland vorzustellen hat. Ausgerechnet Nirwa, die preisgekrönte Perserkatze, ist aus der Tierarztpraxis von Frau Huttingen verschwunden: Ein fieses Verbrechen, findet nicht nur Emmeline, die meist Emma genannt wird. Auch die Zwillinge Anna und Sofie, deren Mutter die Praxis betreibt, sind außer sich. Zusammen mit dem Halbfranzosen Louis, einem Jungen aus der Nachbarklasse, machen sich die drei auf die Suche nach dem vermeintlichen Samtpfoten-Dieb.

Ebenfalls um eine Entführung geht es im zweiten tierischen Krimi des Quartetts, das sich mittlerweile entschlossen hat, ein richtiges Detektivbüro zu gründen. Zum Dank für ihren vergangenen Ermittlungserfolg dürfen A.S.L.E. nun ein unbewohntes Gartenhaus als Büro benutzen - da kommt der erste, richtig offizielle Auftrag gerade recht: Mitten am Tag wird Chucky, der im ganzen Land bekannte und beliebte Filmschimpanse, von einem "Erpresser am Filmset" verschleppt. Klar, daß die Freizeitspürnasen diesen Fall übernehmen, haben sie sich doch auf Tierfälle spezialisiert.

Während die Auftaktfolge in der Hauptsache dazu dient, die wichtigsten Charaktere ein- bzw. zusammenzuführen, bietet die zweite Geschichte hinsichtlich der Handlung sowie dem Aufbau des Spannungsbogens einen größeren Unterhaltungswert. In knapp 66 Minuten Spielzeit gelingt es Autorin Petra Wiese, die Hörer mehr als einmal auf die falsche Fährte zu locken, da des Rätsels Lösung nur auf Umwegen zu erreichen ist. Genau hier liegt jedoch ein möglicher Kritikpunkt, zumal die Story stellenweise Gefahr läuft, etwas langatmig zu werden. Alles andere als langweilig ist dagegen die Titelmelodie die, um es in der Sprache der vier Hauptpersonen zu sagen, richtig "wuppt". Wie mit der Gestaltung der realistischen Hintergrund- bzw. Geräuschkulisse, so hat man auch bei der Auswahl der Sprecher größte Sorgfalt bewiesen, wobei vor allem die Stimme von Mia Diekow alias Anna Huttingen in punkto Klarheit und Klang hervorzuheben ist. Allen Freunden der Drei Detektive, Drei ???, aus Rocky Beach dürfte zudem sofort Holger Mahlich als Erzähler positiv aufgefallen sein, der die Rolle des Inspektors in dieser Produktion an Isabella Grothe abtreten mußte.

Grothe spielt die pensionierte Polizistin Frau Vero, die jetzt im Dienst bei den Huttingens beschäftigt ist, weil ihr das eigene Rentnerdasein zu eintönig wurde. Als mütterliche Ratgeberin fungiert sie an der Seite der Jugendlichen, was zeigt, daß selbst bei dieser Hörspielserie mit bewährten Klischees und typischen Verhaltensmustern gearbeitet wird: Obwohl der Frauenanteil innerhalb der Detektivclique ausnahmsweise einmal überwiegt, wurden auch hier Strukturen für eine mögliche Romanze zwischen dem süßen Mädchenschwarm Louis und der mutigen Anna geschaffen und zwei Intelligenzbestien namens Krimileserin Emma bzw. Keksliebhaberin Sofie geschaffen. Letztere verdient besondere Erwähnung, zumal sie alles, was sie ausnahmsweise nicht weiß, im Internet findet.

Ob Email, Handy oder Copy-Shop - selbst der detektivische Hörspielnachwuchs ist längst im 21. Jahrhundert angekommen, in dem die selbstbewußte Einbindung neuer Medien zum Standard-Rechercheinventar gehört. Das einzige, was hier noch an vergangene Zeiten erinnert, ist das weichgezeichnete Coverdesign von Stefan Sturm, welches die Figuren wie aus einem PC-Spiel entsprungen aussehen läßt. Lediglich an dieser Stelle schimmern die Software-Wurzeln der dtp entertainment AG durch, die mit den Tierspürnasen einen unterhaltsamen Auftakt in Richtung auditive Medien gewagt hat.

Petra

 

 

 

 

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